Das Patenkind
Unser Patenkind in Bolivien
Schon seit vielen Jahren hat die Kirchengemeinde über die „Kindernothilfe“ in Duisburg Patenkinder in Entwicklungsländern. Auf diese Weise können wir auch da helfen, wo wir nicht direkt Einfluss nehmen können, wo aber Unterstützung dringend notwendig ist. Vor allem für die Kinder unseres KiGo ist das eine schöne Sache, denn die Kollekte aus dem Kindergottesdienst wird immer für das Patenkind verwendet. Manchmal schreiben die Kinder auch Briefe oder malen Bilder, die dann an das Kind geschickt werden.
In den letzten Jahren haben wir sehr oft ein neues Patenkind bekommen, denn die Lebensumstände der Familien, die ihre Kinder in Einrichtungen der Kindernothilfe schicken, sind in der Regel sehr instabil. Die Familie ziehen um, Eltern trennen sich, Kinder brechen die Schule ab, weil sie arbeiten müssen oder die Eltern können auch einfach das Geld für den Bus zur Einrichtung nicht bezahlen und deshalb endet dadurch die Betreuung. Für unsere KiGo-Kinder ist das manchmal etwas enttäuschend, aber wir trösten uns dann mit dem Wissen, dass unser Geld ja immer Kindern und ihren Familien zugute kommt, die es gut gebrauchen können.
Die Hahner Kirchengemeinde unterstützt Ever Quispe Marcani
Auch im Sommer 2017 war das wieder der Fall. Bis dahin unterstützte die Gemeinde Alfredo Huaranca Alan (*2008). In der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen hat die Familie aber die kleine, arme Dorfgemeinde verlassen und ist in die Stadt gezogen.
Unser neues Patenkind kommt aus demselben Dorf. Er heißt Ever Quispe Marcani, ist am 10. August 2010 geboren und lebt mit seinen Eltern und seinen Geschwistern (2 Brüder und 2 Schwestern) in Tacobamba, einem kleinen, armen Dorf im Departamento Potosí in Bolivien. Die Eltern bauen auf ihrem Grundstück die Lebensmittel für den Eigenbedarf an: Mais, Kartoffeln und Gemüse. Sie haben auch zwei Kühe. Wenn die Ernte gut ausfällt, können sie in der Stadt auch etwas davon verkaufen und damit zusätzliche Lebensmittel wie Nudeln oder Kleidung oder Schulmaterial kaufen.
Tacobamba – hier ist das Leben hart
Tacobamba liegt auf etwa 3100 Metern Höhe in einer gebirgigen und kargen Landschaft, wo es immer sehr kalt ist. Das Dorf ist eine der ärmsten Kommunen Boliviens.
(Wer mal auf google earth nachschauen möchte, muss die Koordinaten eingeben: 19° 12′ S, 65° 33′ W). Die indigene Bevölkerung spricht fast vollständig Quechua, eine der indigenen Sprachen des Landes. Spanisch, die Amtssprache, lernen sie nur während der (meistens sehr wenigen) Schuljahre kennen. Auch die Lebensweise ist noch sehr traditionell. Das bedeutet, das ein sehr guter Zusammenhalt in den Dörfern besteht.
Aber auch die Armut ist groß – Tacobamba gilt auch nach bolivianischem Maßstab als arm oder extrem arm. Die Menschen dort arbeiten in der Landwirtschaft. Sie bauen unter großem körperlichem Einsatz auf den abschüssigen, kargen Feldern Getreide oder Kartoffeln für den Eigenbedarf an. Ausgelaugte Böden, fehlende Bewässerung und ungünstige Umwelteinflüsse erschweren die landwirtschaftliche Arbeit in der Region, außerdem macht sich auch der Klimawandel negativ bemerkbar: Es gibt keine verlässlichen Niederschläge mehr.
Die medizinische Versorgung ist schlecht, die meisten Dorfbewohner sind unter- oder fehlernährt. Die Kinder und Jugendlichen leiden am meisten unter den schweren Lebensbedingungen, denn neben all den Schwierigkeiten ist auch die Schulausbildung nicht ausreichend. Die meisten Schulen sind in einem erbärmlichen Zustand, oft ohne Sanitäranlagen, und reichen nur bis zur vierten oder fünften Klasse. Das Lehrpersonal ist schlecht ausgebildet und in der Regel überfordert und frustriert. Zudem sind die Schulwege für die Kinder lang, und zu Hause fehlt die Hilfe, die die Kinder ihren Familien auch durch ihre Mitarbeit geben. Viele Familien schicken ihre Kinder daher nicht oder nur unregelmäßig zur Schule.
Auch die Wohnsituation der Meisten ist arm. Die Menschen leben in Unterkünften aus Lehmziegeln mit Bretterdächern, die mit Lehm und Stroh abgedichtet werden. Der Fußboden ist aus gestampfter Erde. Die einfachen Häuschen bestehen in der Regel aus zwei Räumen – einem Schlafzimmer und einem Wohn- und Lagerraum, in dem auch gekocht wird. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu Trinkwasser und Elektrizität. Auch Gewalt in den Familien ist ein Problem, oft ausgelöst durch die schwierigen Lebensumstände.
Viele junge Erwachsene wandern daher in die Städte ab in der Hoffnung, dort eine Arbeit zu finden.
Das Projekt unterstützt die ganze Familie
Das Projekt, in das unser Patenkind Ever geht und das von der Kindernothilfe unterstützt wird, versucht, an diesen schwierigen Umständen anzusetzen und Verbesserung zu bewirken. Die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Erziehungsberechtigten sollen Unterstützung bekommen beim Einfordern ihrer grundlegenden Rechte: Recht auf Bildung, auf Überleben und Schutz. Zudem werden die Familien dabei unterstützt, für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen zu können, indem sie etwa in Produktionstechniken und Vermarktung geschult werden. Die Verantwortlichen für die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen sollen für die Schwierigkeiten sensibilisiert werden. Auch die Lehrkräfte sollen besser ausgebildet und auf die Anforderungen in dieser besonderen Lage vorbereitet werden, so dass sie einen Unterricht durchführen können, der die Kinderrechte respektiert und Menschenrechtsbildung vermittelt. Die Nicht-Regierungs-Organisation, die das Projekt trägt, arbeitet so mit den Familien, den politisch Verantwortlichen und mit den Schulbehörden zusammen.
Ever – ein fröhliches Kind
Über Ever wird uns durch die Kindernothilfe folgende Information gegeben:
Er ist ein aktives Kind, das morgens immer früh aufsteht, um in der Landwirtschaft mitzuhelfen. Er gräbt Kartoffeln aus und schneidet den Weizen
und den Mais. Sein Lieblingsessen ist Maissuppe mit Weizen. Danach wäscht er sich und macht sich auf den Weg zur Schule, die sich in der Nähe seines zu Hauses befindet. Er lernt gerne schreiben und lesen. Er zeichnet gerne und treibt gerne Sport. Auch spielt er gerne auf dem Fußballplatz seiner Schule Fußball. Mit all seinen Klassenkamerad/innen kommt er gut aus. Nachmittags, nach dem Unterricht, geht er auf die Felder, wo er das das Pflügen mit den Ochsen lernt und die Schafe hütet. Dabei nutzt er die Zeit, um auch ein bisschen zu spielen.