Die Kirche

Die schön restaurierte, schlichte Kirche aus dem Jahr 1703 (Bild) befindet sich in der Ortsmitte (Gernsheimer Str. 70).

Die Gottesdienste finden dort in der Regel sonntags um 9.30 Uhr statt. Zu besonderen Gelegenheiten werden auch Familiengottesdienste gefeiert, oft am Nachmittag.
Außerdem findet einmal monatlich ein Gottesdienst im ortsansässigen privaten Alten- und Pflegeheim (Merschroth’sche Höfe) statt.

Mittwochs und Sonntags ist die Kirche zum Besuch und zur stillen Einkehr bis etwa 18:00 Uhr geöffnet.

Der Altar

Die Glocken

Die 3 Glocken unserer Kirche berichten von dem, was in der Gemeinde geschieht.
Gebet

Sie laden zum Gottesdienst, wenn sie eine Stunde vor Gottesdienstbeginn und dann 10 Minuten vorher läuten.
Das Geläut um 11 Uhr und um 19 Uhr markiert die Tageszeiten und lädt zum Mittags- oder Abendgebet ein.

Auch Freud und Leid teilen sie mit:

Tod

Wenn Menschen aus unserer Gemeinde versterben, zeigen das die Glocken durch das Läuten um 12 Uhr an, und für verstorbene katholische Gemeindeglieder läuten sie um 13 Uhr.
Dann wird wieder vor Beginn der Beerdigung geläutet.

Hochzeit

Zu Trauungen laden die Glocken ein, und zur Einsegnung des Brautpaares läuten sie während des Gottesdienstes.

Jahreszeit

Zum Jahreswechsel in der Silversternacht läuten alle Glocken. Sie führen in ein neues „Jahr des Herrn“.

Historisches zu unserer Kirche

Die Evangelische Kirche Hahn wurde in den Jahren 1702 bis 1705 unter Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt erbaut. Die Kirche befindet sich im hessischen Hahn, das seit 1972 ein Teil von Pfungstadt ist.

Vorgeschichte

Die ersten Zeugnisse eines Kirchenbaus in Hahn datieren aus dem Jahre 1335. Damals soll es hier eine kleine, der Jungfrau Maria geweihte Kapelle gegeben haben. Diese Kapelle wurde den Urkunden nach von einer Frau Hilge oder Hildegard von Sachsenhausen gestiftet. Das Patronsrecht über die Kapelle hatten damals die Ritter von Frankenstein. Mit der Übernahme der Frankensteiner Herrschaft durch Hessen-Darmstadt ging auch die Baulast der Kapelle an die Landgrafen über.

1696 wurden die „hochbenötigten Reparirungen“ an der Kapelle festgestellt. 1700 meldete das Oberamt Darmstadt dem Landgrafen, dass die Kapelle sich in einem so schlechten Zustand befände, dass die Kosten für die Sanierung heraus geworfenes Geld wären und ein Neubau dringend erforderlich sei.

Im Gegensatz zu den Rittern von Frankenstein, die sich 1628 mit dem Argument, dass sich ihre Bauunterhaltungspflicht nur auf eine Kapelle und nicht auf eine Kirche erstreckte gegen eine entsprechende Umwandlung der Kapelle in eine Kirche gewandt hatten, erkannte Landgraf Ernst Ludwig 1702 seine Baulastverpflichtung auch für den Fall an, dass in Hahn eine Kirche erbaut werde.

Baugeschichte

Ein Kostenvoranschlag erbrachte die Summe von 1.732 Gulden. Dort hieß es weiter:
„Dem Maurer for das alte Mauerwerk abzubrechen 25 Gulden, dem Schlosser for 9 Fenster 90 Gulden, for 6000 Backsteine zu Fenster und zum Pflastern 30 Gulden“. Die Mittel zum Kirchenbau wurden durch eine Kollekte sowie durch Zuschüsse aus allen Kirchenkassen des Landes beschafft. Für das Material trug der Landgraf Sorge. Für die Fuhrarbeiten mussten die Bewohner von Hahn mit dem damals zugehörigen Eich sorgen. Die Mauersteine stammten aus dem Bessunger Steinbruch. Der Landgraf lieferte 190 Zuber Kalk aus dem herrschaftlichen Ofen bei Hochstätten und 16,5 Zuber aus der Stockstädter Ziegelhütte für 77 Gulden. Der Gemeinde wurde zudem eine 1 ½ jährige Steuerfreiheit gewährt und es wurde erlaubt, Sammlungen durchzuführen.

Die Pläne für den Kirchenbau stammten von Johann Nikolaus Schäfer.

Am 3. Januar 1702 wurde mit den beiden Zimmermeistern Matthes Lose von Eberstadt und Niclas Grüning von Pfungstadt ein Vertrag abgeschlossen, wonach ihnen für einen Lohn von 230 Gulden und 10 Malter Korn der Kirchenbau übertragen wurde. Das größte Problem in der Bauzeit war Säumigkeit der Materiallieferanten.

Der Gottesdienst fand in den zwei Jahren Bauzeit im Rathaus statt. Nach Drängen des Landgrafen gingen die Bauarbeiten schneller voran. Der Kirchbau kostete letztendlich nur 1447 Gulden – ohne Fuhrlohn.

Wann die Kirche geweiht wurde, ist nicht bekannt. Der heutige Kirchweihtermin ist der erste Sonntag nach Michali, was aber auch auf einer älteren Tradition beruhen kann.

In einem Inventarium aus dem Jahre 1821 heißt es:

Die Kirche von Stein aufgeführt, von 2 Seiten mit Mauer umgeben, dermalen in gutem Zustand, in der Hauptstraße des Ortes gelegen und im Brandassecurationscataster sub 34 mit 6500 Gulden assecuiert, Der Thurm den genädigsten Herrschaft baut und unterhält, von Eichenholz aufs Kirchendach gestellt und mit Schiefern gedeckt, ohngefähr 50 Schuh hoch, das unterste Gesetz 15 schuh im Quadart, in der Spitze ein runder Knopf und auf demselben ein eisenernes Kreuz mit einem Wetterhahn.

Der Kirchturmhahn

Moderne

Das Großherzögliche Haus von Hessen Darmstadt hatte die Baulast bis 1905 inne, als sie mit 6350 Mark abgelöst wurde.

Einen großen Einschnitt musste die Kirche am 15. Juli 1917 hinnehmen, nachdem die große Glocke und die zinnernen Orgelpfeifen für Rüstungszwecke kriegsbedingt enteignet wurden.

Schwärzester Tag für die Kirche und den ganzen Ort Hahn wurde der 24. März 1945: Nachdem Volkssturmeinheiten einen amerikanischen Aufklärer mit Karabinern aus dem Kirchturm heraus beschossen hatten, wurde Hahn bombardiert. Dabei wurden fast 80 % der Kirche zerstört und das Dach komplett abgedeckt, so dass kein Gottesdienst mehr in der Kirche abzuhalten war. Nach einer Notinstandsetzung im Jahre 1948 konnte die Kirche wieder genutzt werden.

In den Jahren 1956 und 1957 wurde die Kirche gründlich saniert. 1965 wurde das Glockenspiel um eine Glocke erweitert, so dass nun drei Glocken läuten können. 1974 bekam die Kirche eine neue elektronische Orgel. Die letzte große Sanierung fand 1996 und 1997 statt. Seitdem ist die Hahner Kirche mit einem transportablen Altar und Stühlen statt Bänken ausgestattet.

Im Jahr 2016 wurde der Kirchturmhahn durch die Firma Bormuth, Groß-Umstadt, restauriert und neu vergoldet. An Kirchweih wurde er beim Kerbumzug mitgeführt und an Kerbmontag vor der Kirche gezeigt, bevor er in den darauffolgenden Wochen wieder auf dem Turm befestigt wurde. Zum Bericht hier. (Echo Online, 23.12.2016)

Die Kirche ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.

Die Kanzel

Als künstlerisches Kleinod und ganzer Stolz der evangelischen Kirchengemeinde Hahn steht die Kanzel in der Kirche. Auf ihr sind alle vier Evangelisten abgebildet. Sie stammt ursprünglich aus der Schlosskapelle des Jagdschlosses Kranichstein – nach anderen Angaben aus der Schlosskapelle in Darmstadt – und war im Jahre 1703 ein Geschenk des Landgrafen Ernst Ludwig an die Gemeinde. Eine Legende besagt, dass der Kanzelfuß vom künstlerisch begabten Landgrafen selbst gedrechselt worden sei. Die Kanzel ist auch auf dem Siegel der evangelischen Kirchengemeinde abgebildet.

Quelle: Wikipedia.de
Siegfried Enders: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland – Kulturdenkmäler in Hessen – Landkreis Darmstadt-Dieburg. Braunschweig 1988, ISBN 3-528-06235-5, S. 452.